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Dreifalt - Dreieinigkeit

Die Skulptur entstand in der Auseinandersetzung mit der Symbolik und den Geheimnissen der Zahlen.
Die Drei soll hier nicht in quantitativer sondern in qualitativer Bedeutung betrachtet werden. Die Zahlen gelten also nicht als eine bestimmte Menge von Einheiten z.B. 1, 1+1=2, 1+1+1=3, 1+1+1+1+1=4 ..., sondern als eine jeweils eigene Qualität, als Einheit, Zweiheit, Dreiheit usw.

- Die Einheit ist zu betrachten, wie ein nicht gegliedertes, in sich geschlossenes Eins, ein All umfassendes (als ein »Ein und Alles«, wie es die Sprachweisheit formuliert).
- Bei der Zweiheit ist eine »Entzweiung« möglich. Gegensätzlichkeiten entstehen daraus, positiv - negativ, männlich - weiblich, links - rechts.
- Wenn wir dann zur Dreiheit kommen, finden wir uns schon mitten in einem
Mysterium. Drei miteinander in Beziehung stehende Einheiten, verbinden sich zu einem höheren Ganzen, der Dreiheit. Noch immer ist ein Geheimnis um die christliche Trinität. Behaupten manche Juden und Muslime von ihrem Standpunkt des Monotheismus aus, dass die Christen Vielgötterei betreiben, so sagen die Christen: Wir glauben an den dreieinigen Gott. Seit dem Mittelalter existiert dieser Streit. Den christlichen Philosophen Jahja ibn ' Adia (10. Jahrhundert) motivierte das ironische Sprichwort der Muslime: „Christen können nicht zählen, bei ihnen sei eins drei und drei eins.“ ein Traktat über die Einheit und Dreiheit Gottes zu schreiben. Wobei die Christen untereinander über Jahrhunderte hinweg stritten, was Trinität nun eigentlich bedeute:
“Ungewissheiten hinsichtlich der Dreieinigkeitslehre der Kirche spitzten sich unter Konstantin zu, der sich selbst von Gott beauftragt sah, die Einheit der Kirche zu sichern. Das Konzil, das 325 in Nicäa abgehalten wurde, setzte mit Unterstützung des Kaisers eine Vereinbarung in Kraft. Seine Formulierung über die »Wesenseinheit«des Sohnes mit dem Vater fand trotz der Bemühungen des Kaisers nur langsam Anerkennung.“


Und dann ging es im Mittelalter unverdrossen weiter:
„In der Kontroverse zwischen der Orthodoxie und Rom gab es von der Zeit Photius' an, also seit dem 9. Jahrhundert, zwei grundlegende Streitpunkte. Ost und West unterschieden sich erstens hinsichtlich des Ausströmens des Heiligen Geistes. Griechen und Lateiner stimmten darin überein, dass der Geist vollkommen persönlich und vollkommen göttlich sei. Die Griechen sprachen das nicäaisch-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis jedoch in seiner ursprünglichen Form, indem sie erklärten, dass der Geist »vom Vater ausgeht«; sie betrachteten den Vater, die erste Person der Dreieinigkeit, als die alleinige Quelle des Seins ... Die Lateiner dagegen hatten den »Filioque«in das Glaubensbekenntnis eingefügt und damit bestätigt, dass der Geist »vom Vater und vom Sohn ausgeht«. Die Ergänzung scheint ihren Ursprung im Spanien des 6. Jahrhunderts zu haben, doch wurde sie in Rom selbst nicht vor dem frühen 11. Jahrhundert angenommen. Aus byzantinischer Sicht war diese Meinungsverschiedenheit über das Ausströmen des Heiligen Geistes der wichtigste theologische Streitpunkt zwischen den Kirchen, und sie bleibt eine Schwierigkeit für heutige Orthodoxe, die meinen, die westliche Auffassung führe zu einer Abwertung des Heiligen Geistes, zu einer Unterschätzung seiner Persönlichkeit und Autonomie. Orthodoxe haben den Verdacht, dass ein großer Teil der westlichen Auffassung von der Trinität - bei Augustinus, Aquin, und auch Barth - die Einheit des göttlichen Wesens auf Kosten der Verschiedenheit der Personen überbetont habe, und sie betrachten die Hinzufügung des Filioque als Symptom dafür.“
Aus diesen Zitaten geht hervor, wie die Christen um die Auffassung der Drei in ihrer Qualität als Dreifaltigkeit - Dreieinigkeit gerungen haben.
So entstand mit der Beschäftigung mit diesem Mysterium die Skulptur »Dreifalt - Dreieinigkeit«, in der eine Form dreifach auftritt, jedoch in ihrer Verschränkung zu einer Einheit wird und damit eine übergeordnete Dreiheit erreicht.

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John McManners (Hrg), Geschichte des Christentums, Seite 80 f, Campus Verlag, Frankfurt, 1993
Ebenda, Seite 158 f

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