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Die höchste Kunst bedarf des Erklärens und aller angewandten Psychologie nicht, sie stellt ihre Gestaltungen hin und vertraut ihrem Zauber, ohne das Nichtverstandenwerden zu fürchten.

H. Hesse

Kunst und Natur – ein Gegensatz?

Der Botanische Garten der Carl von Ossietzky Universität zeigt in diesem Jahren 13 Skulpturen des Bildhauers Bernd F.K. Bunk mit dem Titel Poetische Skulptur.

Warum in einem Botanischen Garten?

Der Botanischen Garten der Universität Oldenburg stellt mit seinen Sammlungen und fast 7.000 Taxa einen Schwerpunkt der Biodiversitätsforschung dar. Er steht weltweit mit vielen Botanischen Gärten im wissenschaftlichen Austausch. Mit seinen Pflanzenbeständen ist er der Lehre und Forschung an der Universität verpflichtet. Darüber hinaus dient er in langer Tradition seit mehr als 100 Jahren der Bevölkerung als Bildungs- und Kultureinrichtung. Wie wohl kein anderes wissenschaftliches Fach ist die Botanik geeignet, viele Disziplinen miteinander zu verbinden. So auch Kunst und Wissenschaft.

Jeder kann sich an Pflanzen erfreuen ohne weiter in ihre Geheimnisse einzudringen. Aber sie ermöglichen auch das komplexe Geschehen von Wachsen und Vergehen zu verdeutlichen. Jede Pflanze ist in ihrem Aufbau ein Kunstwerk, das wir bis heute nur unvollständig verstehen. Viele erfreuen sich jeden Morgen im Sommer an dem glitzernden Teppich von Wassertröpfchen an den Spitzen der Grashalme ohne zu wissen, dass es sich hier um Guttation handelt und die Pflanzen in einem komplizierten Vorgang mit der Energie, die sie über die Sonne gesammelt haben Mineralstoffpumpen antreiben, um sich mit Nährstoffen aus dem Boden zu versorgen. Durch die Konzentrierung von Mineralstoffen in Zellen kann Wasser mit einem hohen Druck über Öffnungen in den Blattspitzen (Hydathoden) als Tröpfchen aus der Pflanze herausgepresst werden (Guttation). Oder haben Sie schon mal darüber nachgedacht wie Wasser in die feinsten Spitzen eines 40 Meter hohen Baumes kommt?

Dies alles kann man wissenschaftlich erklären aber auch einfach nur staunen, wie jedes Jahr alles wieder wächst und blüht.

In dieser Beschäftigung mit dem Verborgenen in jeder Pflanze berühren sich Wissenschaft und Kunst. Anders als in Galerien oder Laboratorien kann man unbefangen Kunst und Natur begegnen. Wissenschaft und Kunst zusammen im freien Raum bieten ganz neue Perspektiven. Gerade dieser Raum hat den Künstler Bernd F.K. Bunk angeregt seine Skulpturen hier auszustellen. In einem Botanischen Garten gibt es viele unterschiedliche Räume. Eine vegetationskundliche Abteilung mit Heide und Moor, wo alles scheinbar frei wachsen darf wie in der freien Natur. Strenge Abteilungen wie die Flora Nordwest-Deutschland mit seinen quadratischen Beeten und 1200 Taxa, wo alles nach Verwandtschaft gegliedert ist. Oder der Arzneigarten mit seinen Pflanzen in nach Pflanzeninhaltstoffen aufgeteilten Beeten. Jeder dieser Bereiche bietet die Möglichkeit sich mit den Pflanzen selbst, ihren Strukturen und ihren Funktionen auseinander zu setzten. So strebt der Baum der Erkenntnis im Arzneigarten steil nach oben und verbindet Himmel und Erde durch seine im wechselnden Tageslicht spiegelnden Oberflächen. So mag sich jeder etwas anderes denken aber er verweilt und wird nachdenklich.

Wenn wir die Veränderungen auf der Erde, die unsere Lebensgrundlage zerstören können, aufhalten wollen, brauchen wir mehr denn je Symbole und Mahnungen zum Erhalt der strukturellen Vielfalt der Erde, in der auch der Mensch Platz hat.

  • Wir brauchen Ideen und Visionen für die Zukunft.
  • Wissenschaftlicher und humaner Forstschritt müssen übereinstimmen
  • Wahrnehmung und Naturerlebnis müssen als Kategorien der Forschung zurückerobert werden
  • Verborgene biologische Potentiale der Kulturlandschaft müssen erfahrbar und visualisiert werden
  • Die strukturelle Vielfalt in der Landschaft muss wieder hergestellt und künstlerisch problematisiert werden.

Die Ausstellung wird in diesem Jahr von einer Reihe von Veranstaltungen begleitet. Zum Abschluss soll eine Veranstaltung „Kunst und Ökologie – Eine überfällige Zusammenführung“ stehen. Hier soll mit Vorträgen und Diskussionen mit dem Publikum diese Thematik noch einmal diskutiert werden.

Ich hoffe, dass viele Besucher die Ausstellung sehen und viele Eindrücke mitnehmen werden.

Peter Janiesch
Direktor des Botanischen Gartens

 

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