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Vorwort:

Der Botanische Garten Oldenburg als Skulpturenpark

Der Oldenburger Botanische Garten wurde bereits vor mehr als 120 Jahren angelegt. Seit 1976 ist er Teil der Universität Oldenburg und dient der Lehre und Forschung. Daneben sieht er sich in langer Tradition auch als Bildungseinrichtung für die Bevölkerung. Sorgfältig angelegte und gepflegte Anpflanzungen aus den verschiedensten Vegetationszonen der Erde vermitteln die Biodiversität des Pflanzenreiches. So ist der Botanische Garten vielen Oldenburgern lieb und vertraut.
In diesem Sommer hält er jedoch Überraschungen bereit. Der unvorbereitete Blick des Besuchers wird beim Eintritt in den Garten von glänzendem Metall angezogen. Beim Näherkommen entdeckt man auf dem Rasen eine große Edelstahlskulptur, die sich so harmonisch mit ihrem Standort verbindet, als gehöre sie einfach dort hin. Beim Herumgehen findet man an unterschiedlichsten Plätzen, z.B. im hügeligen Alpinum, auf der Heidefläche, oder im abseits liegenden Teich Kunstwerke, die sich mit ihrer Umgebung bei aller Gegensätzlichkeit verbinden, diese aufwerten und dabei selbst erst richtig zur Geltung kommen: eine gelungene Symbiose zwischen den Edelstahlskulpturen des Bildhauers Bernd F. K. Bunk und den für sie bestimmten Orten in der Natur wird den Besucher erfreuen.


Die dreizehn Exponate der Sommerausstellung «Poetische Skulptur» des Bildhauers sind aus feingeschliffenem Edelstahl (V2A), zum Teil in Verbindung mit tonnenschweren Findlingen gefertigt. Sie werden hier erstmals als Überblick über einen dreißigjährigen Schaffenskomplex des Künstlers gezeigt. Die bis zu 6,50 m hohen Kunstwerke können nur in einer natürlichen Umwelt, wie hier im Botanischen Garten, ihre Wirksamkeit voll entfalten, da sie mit der Umgebung in eine ästhetisierende Beziehung treten und dabei eine wechselseitige Bereicherung bewirken

Zur Entstehung der Skulpturen

Die Skulpturen Bunks sind keine Zufallsprodukte, die beim Herumexperimentieren entstanden sind. Sie sind vielmehr in einer vorausgehenden geistigen Auseinandersetzung mit philosophischen, sozialen und ästhetischen Fragen gereift und bilden sozusagen deren materiellen Niederschlag. (Vergleichbar mit der Tulpe, die als Gedanke, als Idee bereits in der Zwiebel ruht und sich dann zu gegebener Zeit ausgestaltet.) Es handelt sich bei den Exponaten um höchst präzise Gebilde, die in der Vorstellung des Künstlers bereits in den verschiedenen räumlichen Dimensionen ausgereift sein müssen, bevor sie in den sichtbaren Raum treten können. Bei dem «Auge des Waldes» z.B. sind die einzelnen Flächen, aus denen es zusammengefügt ist, auf den Millimeter genau vorher aufgezeichnet, erst dann werden sie aus dem schwerbearbeitbaren V2A-Stahl „ausgeschnitten“, in einer Biegemaschine unter großem Kraftaufwand gebogen und dann mit höchster Präzision zusammengeschweißt. Die Kanten, Flächen und Winkel müssen „stimmen“. (Das Ausmaß der dazu nötigen technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten wird dem Fachmann nicht verborgen bleiben.) Es genügt also nicht, eine vage Vorstellung zu haben, die sich dann beim Machen konkretisieren und korrigieren läßt, sondern das gedankliche Urbild muss vor der Realisation absolut klar und ausgereift im Geistigen vorhanden sein.

Entwicklungsstufen

Die in der zeitlichen Aufeinanderfolge im Laufe der vielen Jahre angefertigten Skulpturen sind Ausdruck des jeweiligen inneren Standes der geistigen Auseinandersetzung und lassen eine Metamorphose der Formen erkennen.

  • Die früheren Werke wie «Auge des Waldes» oder «Wellenpaar» umschließen einen Raum, kreisen um eine Mitte, hüten ein Zentrum, ein Geheimnis. Von ihrer Umgebung kapseln sie sich jedoch nicht ab, obwohl sie in sich geschlossen sind.

  • Einen Übergang, einen ersten Versuch, sich in den Raum zu erheben, stellt die «Vogelmetamorphose» dar. Die Form ist geschlossen, strebt jedoch als Ganzes dynamisch in den Raum, da sie ein Element der Leichte besitzt.
  • Dieses dynamische Streben aus der Schwere der Erde, des Materials, der zentrischen Form entwickelt sich weiter: es metamorphosiert zur Spirale, die kühn und kraftvoll die Schwere des Findlings mit hinaufwindet in die Freiheit unendlichen Raumes.
  • Eine weitere Verwandlungsstufe manifestiert sich im «Baum der Erkenntnis». Hier wird das Aufwärtsstreben in den Raum nicht ins Unendliche fortgesetzt, sondern es erhält sozusagen von oben eine Antwort, eine Begrenzung; sichtbar in der querliegenden zweiteiligen Form. Das menschliche Erkenntnisstreben wird in seiner Bipolarität (Zwiespältigkeit) sichtbar.


Baum der Erkenntnis

Eigeninitiative des Betrachters

Die Spiegelung von Himmel und Bäumen in dem glänzenden Metall bringt eine eigene Dynamik in die ruhenden Skulpturen und verwandelt ihr Erscheinungsbild in überraschender Weise. So ist die Wirkung auf den Betrachter bei jeder Witterung und zu den verschiedenen Tageszeiten eine andere. (Das muss nur bemerkt werden.) Ebenso verändert sich beim Herumgehen um die Skulpturen der jeweilige optische Eindruck und damit die gefühlsmäßige Wirkung auf den Betrachter und ermöglicht so Erlebnisse ganz persönlicher Art - gemäß der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit.

Wanderausstellung

Hat man sich von der belebenden und anregenden Wirkung überzeugt, die die Kunstwerke auf die natürliche Umgebung des Botanischen Gartens ausüben, so liegt es nahe, sie - zunächst gedanklich - auch in andere Gärten und Parks zu versetzen, um wieder ganz neue Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Kunst und Natur zu schaffen. So entsteht die Idee einer Wanderausstellung zu der die «Poetische Skulptur» bestens geeignet ist.


Bernd F.K. Bunk 2002 auf Ischia (Lt)

 

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